S-UBG Vorstandsmitglied Dr. Ansgar Schleicher im Interview - S-UBG
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S-UBG Vorstandsmitglied Dr. Ansgar Schleicher im Interview

„Ich freue mich darauf, Unternehmen aus der Region zu finden, zu betreuen und weiterzuentwickeln.“

Herr Schleicher, Sie sind seit Januar 2021 Vorstandsmitglied der S-UBG Gruppe. Waren Sie dem Unternehmen schon vorher verbunden?

Ansgar Schleicher (AS): Mit der S-UBG Gruppe arbeite ich schon seit 2012 intensiv zusammen. Mit der DSA Invest (Anm.: dort war Herr Schleicher zuvor Geschäftsführer) waren wir Privatinvestor in den Frühphasen-Fonds der S-UBG Gruppe, und haben auch vielfach parallel zur S-UBG Gruppe investiert. Daraus sind sehr gewinnbringende Kooperationen entstanden, die unsere gemeinsamen Beteiligungen vorangebracht haben. Erst diese Zusammenarbeit und die mir dadurch bekannte Kompetenz des Teams, hat bei mir das Interesse zur S-UBG Gruppe zu wechseln beflügelt.

Was reizt Sie an Ihrer neuen Position besonders?

AS: Mich reizt Unternehmertum. Unternehmen in der Nachfolge zu betreuen, junge Unternehmen zu finden und zu entwickeln und mit meiner Erfahrung zur Seite zu stehen ist eine sehr spannende Aufgabe. Mit meinem langjährigen Know-How als Geschäftsführer im Mittelstand, meiner jahrelangen Management-Erfahrung und meiner Marktkenntnis und Führungskompetenz kann ich sowohl bereits lang etablierte Mittelständler als auch junge Start-Ups aus der Region unterstützen, ihr Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und erfolgreicher zu werden. Da ich kein Kaufmann, sondern studierter Informatiker bin, habe ich einen anderen Blickwinkel auf das Geschäft – analysiere ein Unternehmen eher über Produkt, Geschäftsmodell und Markt. Wenn diese Herangehensweise auf die kaufmännische und rechtliche Expertise und langjährige Private-Equity-Erfahrung meiner Kollegen trifft, entsteht ein sehr ganzheitliches Bild vom Unternehmen. Dieses stärker interdisziplinäre Vorgehen wollen mein Vorstandskollege Bernhard Kugel und ich in Zukunft weiter ausbauen.

Was verbindet Sie mit der Region Aachen?

AS: Ich komme gebürtig aus Krefeld, habe dann in Aachen Informatik studiert und hier auch promoviert. Ende 2001 stand mein Wechsel in die Industrie an. Das Jahr-2000-Problem war gelöst, die Dotcom-Blase geplatzt und das Attentat auf das World-Trade-Center hatte die Welt erschüttert. Keine gute Zeit für Bewerber in der IT-Branche. Ich hatte trotzdem Glück: Durfte bei der DSA in Aachen als Softwareentwickler einsteigen und hatte gleich die Perspektive dort eine Abteilung zu übernehmen. Am Ende sind 18 Jahre intensive Zusammenarbeit daraus geworden, die Hälfte davon als Geschäftsführer. In dieser Zeit habe ich auch viel international gearbeitet, aber meine Wurzeln sind immer in Aachen geblieben.  Auch mit der RWTH verbindet mich nach wie vor viel und ich engagiere mich dort als Dozent in den Masterstudiengängen Informatik und Elektrotechnik und helfe immer wieder Schulen attraktive MINT-Programme aufzusetzen, um Jugendliche frühzeitig für Technologie zu begeistern.

Was ist das Besondere an der S-UBG als Beteiligungsunternehmen?

AS: Wir sind für unsere Portfolio-Unternehmen Sparringspartner und bieten ihnen Unterstützung, die über Kapital und Verträge weit hinaus geht. Das hat sicherlich auch mit der räumlichen Nähe zu tun. Wir sind immer höchstens eine Autostunde von unseren Partnerunternehmen entfernt. Diese Nähe nutzen wir und können so die Strategien gemeinsam mit den Partnerunternehmen reflektieren, kreative Impulse geben und viel unternehmerische Erfahrung einbringen. Auch ist es durch diese Regionalität klar, dass wir Unternehmen hier erfolgreich machen wollen. Für viele Mittelstandsunternehmen, bei denen wir eine Nachfolge betreuen, ist das sehr wichtig. Und auch für unsere Start-Ups ist das ein Gewinn, da wir lokal sehr intensiv betreuen können, und gleichzeitig international hervorragend vernetzt sind und praktisch als Beschleuniger fungieren. Unsere Investmentmanager identifizieren sich stark mit den Partnerunternehmen, die sie über viele Jahre betreuen. Das ermöglicht einen konstruktiven Austausch mit deren Management.

Wie steht die S-UBG ihren Portfolio-Unternehmen während der Corona-Krise zur Seite?

AS: Bereits im Frühling 2020 haben wir ein internes Soforthilfepaket mit kurzfristigen Mitteln zusammengestellt, um den Partnerunternehmen zu helfen, die schnell Unterstützung brauchen. Selbstverständlich haben wir immer das Ohr am Puls der verfügbaren öffentlichen Hilfen und können unsere Partnerunternehmen kompetent und schnell beraten. Mittelfristig werden wir auch Angebote machen, durch eine Eigenkapitalrestrukturierung die vom Bund bereitgestellten Corona-Hilfen abzulösen, um so die Freiheit zu unternehmerischem Handeln wieder herzustellen. Hier haben die öffentlichen Corona-Hilfen teilweise sehr harte Randbedingungen. Insgesamt stellen wir jedoch fest, dass unsere Partnerunternehmen bisher ziemlich gut durch die Krise gekommen sind. In der Krise zeigt sich aber auch, dass es sehr hilfreich ist, einen finanzstarken Investor an Bord zu haben. Dennoch bin ich in jeder Hinsicht froh, wenn bald wieder mehr Normalität einkehrt.

Welche Ideen haben Sie, um den Standort Aachen künftig für Unternehmen noch attraktiver zu machen?

AS: Wir sind Mitinitiator einer Initiative für regionales Stadtmarketing und möchten Aachen noch stärker als Gründungsstandort positionieren. Für ein florierendes Ökosystem aus jungen und etablierten Unternehmen ist es essenziell, alle wichtigen Informationen an einer Stelle zu bündeln und ein starkes Netzwerk aufzubauen.

Aufgrund der Nähe zu den vielen hochkarätigen Forschungs- und Bildungseinrichtungen haben wir in Aachen schon eine stark ausgeprägte Start-Up-Kultur und wurden erst kürzlich zu einer der besten kleinen Städte zum Gründen weltweit gekürt. Wir möchten jetzt erreichen, dass junge Teams nicht nur hier gründen, weil sie ohnehin hier wohnen, sondern auch Teams aus anderen Regionen erkennen sollen, dass wir hier wirklich viel zu bieten haben.

Mit unseren Bestrebungen konzentrieren wir uns natürlich nicht nur auf Aachen, sondern haben auch den Niederrhein im Blick. Wir möchten unseren Teil dazu beitragen, das ‚Silicon Rheinland‘ weiter voranzubringen. Hier gibt es in vielen Städten am Niederrhein bereits sehr vielversprechende Initiativen, die wir tatkräftig unterstützen.

Wie sehen die weiteren Pläne für den TechVision Fonds I, mit dem Gründungsvorhaben in der Region Aachen und Niederrhein finanziert werden, aus?

AS: Geplant ist, das Fondsvolumen des TechVision Fonds weiter aufzustocken – der erfreuliche Dealflow macht das glücklicherweise notwendig! Wir möchten, dass unser Finanzierungsangebot für Startups in der Region dauerhaft verfügbar ist. Ein weiters Ziel ist es, mit unserem jungen und engagierten Team noch nahbarer für unsere Gründer zu werden. Auch wollen wir mit unseren Mitteln den Partnerunternehmen eine längere Perspektive geben können. Wir können mit dem TechVision Fonds jetzt mehrere Runden finanzieren und auch mal 5 Mio. EUR in ein Start-Up investieren. Das macht es leichter für ein Start-Up im Markt sichtbar zu werden. Auch unsere Vernetzung zu anderen Fonds und Investoren bauen wir stetig aus, so dass eine Begleitung bis zum Exit immer möglich ist.

Was müssen Gründer Ihrer Meinung nach für Eigenschaften mitbringen?

AS: Gründer müssen definitiv außerhalb der oft zitierten Box denken, wenn sie disruptive Technologien entwickeln wollen. Die großen Innovationen in der jüngeren Vergangenheit sind meist interdisziplinär entstanden – eine gute Mischung von Kompetenzen und natürlich Durchhaltevermögen, Anpassungsfähigkeit und Resilienz sind Eigenschaften, die ein erfolgreiches Start-Up ausmachen.

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Herr Schleicher, mit welchen Trends müssen sich Ihrer Meinung nach Unternehmen heute besonders auseinandersetzen?

AS: Das ist eine sehr vielschichtige Frage und die Antwort hängt auch stark vom einzelnen Unternehmen ab. Grundsätzlich wird sich jedes Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit stellen müssen und das aus mehreren Gründen: Einerseits, weil Millenials als Arbeitnehmer dies fordern, andererseits weil Energiewende und Dekarbonisierung andernfalls die Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Es gilt aber ebenso ständig den technologischen Wandel im Blick zu behalten. Digitalisierung hat viele Gesichter: Das Produktionsunternehmen steht der durchgängigen Vernetzung seiner Produktionsanlagen gegenüber, Andere müssen der Digitalisierung ihres gesamten Geschäftsmodells begegnen oder sich in einer neuen Plattformökonomie zurechtfinden. KI – auch wenn als Technologie derzeit noch etwas überschätzt – wird in vielen Bereichen Einzug halten und Routinetätigkeiten automatisieren oder in intelligente Assistenten integriert. Robotik, additive Fertigung, neue Mobilität, Smart Building – es gibt eine Vielzahl technologischer Trends, die sich potenziell disruptiv auf ein Unternehmen auswirken können. Auch hier sind wir kompetenter Partner, bringen Mittelstand und Start-Up zusammen, entwickeln Geschäftsmodelle weiter und haben die Zukunftsfähigkeit unserer Partnerunternehmen ständig im Blick.